Als bleibende Erinnerung an das Jubiläum 100 Jahre SP Hombrechtikon wurde mit Unterstützung der Historikerin Nicole Billeter eine Festschrift herausgegeben. Lückenlos alle Protokolle der Versamm- lungen von 1918 bis 1977 und eine grosse Anzahl Jahresberichte der Präsidenten bilden die Grundlage für die Schrift.

Hier folgen einige aktenbelegte Beispiele aus der Geschichte der Sektion. Die finanziell pre­ käre Situation der Arbeiterfamilien am Ende des Ersten Weltkriegs lässt sich an einigen Zahlen aus dem Gründungsjahr 1918 erah­ nen. Die Arbeiterunion des Bezirks Meilen unterstützte die Gründung der SP­Sektion mit für damalige Verhältnisse und Gesellschafts­ kreise sehr grosszügigen zehn Franken. Die Gründungsväter tagten jahrelang monat­  lich und mussten den Mitgliederbeitrag von 60 Rappen an jeder Versammlung begleichen. Der Antrag auf eine Erhöhung auf 70 Rappen scheiterte. Einige Genossen drohten mit dem Austritt aus der Partei. Zwei Vergleiche: Ein Kilogramm Kartoffeln kostete zu jener  Zeit 85 Rappen. Albert Tribelhorn war technischer Leiter der A. Tribelhorn AG in Feldbach und bekam ein Jahresgehalt von 7200 Franken so­ wie freie Wohnung.

 

Kein Geld für mehr Lehrer

Anlässlich der Generalversammlung 1927 berichtete SP­Gemeinderat Sollberger über seine Erfolge, zum Beispiel den Bau einer Ba­ deanstalt. Er war gleichzeitig Mitglied der Pri­ marschulpflege. Dort wurde über eine zusätz­ liche Lehrerstelle zur Entlastung einer Klasse mit 60 bis 65 Schülern verhandelt. Das Ansin­ nen wurde verworfen mit der Begründung, dass die Primarschule die Steuern erhöhen müsste und es eine «sehr peinliche Klassen­ verteilung unter die Lehrer» (GV­Protokoll 1927) zur Folge hätte.

Aus den Jahren mit drei Vertretern der SP im neunköpfigen Gemeinderat vermerken meh­ rere Protokollauszüge eine ruhige Konsens­ politik im Dorf. Aus dem Jahresbericht  1953: «Die  politische  Auseinandersetzung  nahm in unserer Gemeinde in der Berichtsperiode keine gewichtigen Formen an. Es ist klar, dass durch unsere Vertretung in den Behörden, manches Geschäft, bevor es zur Abstimmung kam, massgeblich beeinflusst wurde, sodass es uns erspart blieb, öffentliche Kraftproben durchzuführen.»

Bis Ende der Sechzigerjahre war auch die Dorfpolitik ausschliesslich Männersache. In den Protokollen wurden 1970 zum ersten Mal Frauen erwähnt: Ida Fröhlich war Mitglied der Fürsorgekommission, Martha Grossenba­ cher wurde als erste Frau in den Vorstand der SP­Sektion gewählt und übernahm das Kas­ sieramt, und Frau Zürrer figurierte unter den Entschuldigten. Dies waren allesamt Frauen von bekannten SP­Genossen. 1991 umfasste die Sektion 54 Mitglieder, davon 50 Prozent Frauen. 1996 wurde mit Brigitte Germann erstmals eine Frau als Sektionspräsidentin gewählt.